Schulden also etwas Schlechtes? Wir
wollen sehen… Werfen wir ein paar Blicke in die Geschichte des Schuldenmachens:
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Schuldknechtschaft
war nicht nur bei den alten Griechen und Römern weit verbreitet, sondern auch
schon bei den Germanen. Sie hielt sich im Deutschen Reich bis weit ins
Mittelalter hinein. Sie wurde dann allmählich durch die Privathaft (Haft in
Privatgefängnissen!) und dann zunehmend den öffentlichen Schuldturm abgelöst.
Der Schuldturm (meist ein bestimmter Turm der mittelalterlichen
Stadtbefestigung) wurde bis zum Beginn der frühen Neuzeit praktiziert und erst
im 19. Jahrhundert abgeschafft.
War ein
säumiger Zahler einmal im Schuldturm gelandet, blieb er dort in der Regel auf
unbestimmte Zeit. Denn dieses Rechtsmittel diente hauptsächlich der
Druckausübung. Nur selten konnte man in manchen Reichsstädten und Gebieten die
Schulden auch „absitzen“.
Weltweit
ist die Schuldknechtschaft auf Betreiben der UNO bereits seit 1956 formell
abgeschafft, trotzdem gibt es sie de facto noch in Teilen Asiens und Afrikas.
Das bekannteste Beispiel sind sicherlich die Teppiche knüpfenden Kinder in
Indien oder Pakistan.
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Dort gibt
es auch eine ganz perfide Form der Schuldknechtschaft, die die Schuld nicht
mindert, sondern sie sogar noch steigert. Ausbeuterische Unternehmer machen
sich die große Not der einfachen Landbevölkerung zunutze. Entweder sind die
Eltern so arm, dass sie ihre zahlreichen Kinder nicht ausreichend versorgen
können, oder sie haben sich irgendwann einmal Geld geliehen, das sie nun nicht
mehr zurückzuzahlen in der Lage sind. In jedem Fall überlassen sie dem Gläubiger
ein oder mehrere Kinder, die für sie nun die Schulden durch Arbeit tilgen
sollen.
Durch
Wucherzinsen, nicht angemessene Bezahlung, Inrechnungstellung von Kost und
Logis usw. steigen die Schulden oft weiter. Sie können u.U. weitervererbt
werden, so dass mitunter ganze Generationen in Schuldknechtschaft verharren.
Allein in Indien sollen 15 Millionen Kinder in dieser Form der Sklaverei leben.
Doch wieder zurück in unsere Breitengrade. Seit
Jahrhunderten und Jahrtausenden sind Schulden schlecht angesehen. Michaela
Brötz, die Herausgeberin von DER KNAUSERER, der 1. Online-Zeitung für Sparsame (www.derknauserer.at), hat dies einmal
in der Ausgabe 5/2003 sehr anschaulich geschildert:
„Wenn ich mir meine Großelterngeneration ansehe,
die heute über 70 ist, so galt in ihrer aktiven Zeit: Schulden sind schlecht.
Es war eine Selbstverständlichkeit, sich nicht zu verschulden, ja es galt sogar
als verrufen. Wer nun wirklich zusätzliches Geld brauchte, erzählte mir einmal
ein alter Bauer, so musste er beim Direktor der Raiffeisen-Bank vorsprechen und
um das Geld bitten und betteln, während dieser ihm gehörig die Leviten las und
mindestens 100 Belehrungen mit dem geliehenen Geld auf den Weg mitgab. Dass
natürlich ein unbescholtener, höchst kreditwürdiger Bürge dabei sein musste,
war Ehrensache. Schulden wurden als Schande dargestellt, es galt die Devise:
Nur Bares ist Wahres.“
Diese
Sichtweise hat sich vor allem mit den letzten ein, zwei Generationen
grundlegend geändert. Konsum herrscht in allen Bereichen. Der kleine Mann wurde
als Zielgruppe entdeckt. Ihm wird suggeriert, dass Glück käuflich ist, dass er
alles haben kann – und zwar sofort. Sollte er sich das Angebot eigentlich nicht
leisten können, ist das kein Problem: er kann es monatlich abbezahlen. Für ihn
wurde der Teilzahlungskredit erfunden. Wobei Kreditaufnahme und Rückzahlung
verharmlost werden. („easyCredit“, „Lebe heute – zahle morgen“, „Einkaufen
leicht gemacht durch den Sparkassen-Privatkredit“ etc.) Gleichzeitig wurden
immer neue Bedürfnisse geweckt...... <<<weiter lesen >>>
(Quelle: Big-Benn)
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